Bari Galust in Armenia

Drei Mädchen vor dem Kloster Noravank

Bari Galust in Armenia

Բարի գալուստ Հայաստան – Willkommen in Armenien, auf einer Zeitreise in die Welt unserer Großeltern! So erlebten wir Armenien in seiner malerischen Ursprünglichkeit, herzlichen Gastfreundschaft und unberührten Natur

Von Australien nach Armenien – größer hätte der Kontrast wohl nicht sein können. Diese zwei Länder auf unserer Reiseroute haben wohl kaum mehr als das A als Anfangsbuchstaben gemeinsam!

Noch vor einigen Monaten hätte ich kaum geglaubt, dass unser letzter Stop auf der Weltreise der Kaukasus sein sollte – „in between“ zwischen Europa und Asien. Nahezu nichts hatte ich über Armenien (und Georgien, unsere darauffolgende Destination) gewusst. Nach dem Lesen von einigen Reiseblogs jedoch lies mich die Idee nicht mehr los, solch eine eher außergewöhnliche Reisedestination in unsere Route aufzunehmen. Vor allem nach Australien wollten wir Kontrastprogramm…und das erwartete uns definitiv in Armenien!

Welcome back in Europe

Beim Abflug aus Sydney Ende April hatte ich total Herzklopfen! Schließlich löst ein Langstreckenflug bei mir immer entweder das Gefühl aus, weit, weit wegzufliegen oder eben aus der Ferne heimzukommen. Weder noch traf dieses Mal zu! Es sollten noch einige Wochen auf uns warten, bevor die Heimat in Wien ruft… Erst einmal landeten wir in Istanbul: auf europäischem Boden! Am kürzlich eröffneten Istanbul Airport, dem größten Flughafen der Welt. Auch der beste Flughafen zu sein, davon ist er noch meilenweit entfernt! Das konnten wir mittlerweile überzeugt beurteilen. Schließlich hatten wir nach all den Monaten des Reisens Erfahrung, worauf es bei guten Flughäfen ankommt.

Heimatgefühle in Istanbul

Wir verbrachten also ein paar Tage in Istanbul und genossen das besondere, vertraute Flair der Stadt. Alles fühlte sich für uns so europäisch an! Die Pflastersteine, die engen Gassen, selbst die Türken und das dortige Essen löste in uns Heimatgefühle aus. Geschichtsträchtigkeit lag auf diesem alten Pflaster in der Luft. Ansonsten erholten wir uns in den fünf Tagen Zwischenstop am Bosporus vom Jetlag und/oder Frühjahrsmüdigkeit. Zusätzlich lag ich einen Tag mit verstimmtem Magen flach, inklusive Ohnmachtsanfall, extremer Übelkeit und Bauchkrämpfen. Ja, auch das prägte die Tage in Istanbul.

Dann war es soweit! Ich war wiederhergestellt und wir flogen weiter. Zielflughafen: Yerevan (auch Eriwan genannt), Hauptstadt von Armenien!

Armenien stellt sich vor

Zehn Tage reisten wir durch Armenien, den Binnenstaat im Kaukasus, dessen Nachbarländer Georgien, Aserbaidschan, Iran und die Türkei sind. Wir lernten dank Wikipedia und einiger Reiseblogs viel über dessen Geschichte, berühmte Töchter und Söhne und interessante Fakten. Hier eine Auswahl an Wissenswertem über dieses – unserer Meinung nach – viel zu unterschätzte (Reise)Land:

  • Von den weltweit etwa 8 Millionen Armeniern leben nur etwa 3 Millionen in Armenien selbst; die größte armenische Diaspora findet sich in Russland, Frankreich und den USA
  • Das armenische Alphabet gibt es seit dem 5. Jahrhundert und ist nahezu unverändert gebräuchlich
  • Frankreichs berühmtester Chansonnier und Liedermacher Charles Aznavour („She“, „La Bohème“) ist armenisch-stämmig; seine Eltern flohen 1915 nach Frankreich, um dem Völkermord zu entgehen
  • Auch Cher, Kim Kardashian und Andre Agassi haben armenische Wurzeln
  • Der Sewansee gehört zu den größten Gebirgsseen weltweit
  • Schach gilt in Armenien als Nationalsport
  • Das armenische Brot Lavash wurde 2014 von der UNSECO zum „immateriellen Kulturerbe“ erklärt

Was Armenien darüber hinaus für uns bedeutete, gibt es zu lesen als

UNSERE BEST 4 “EINZIGARTIGKEITEN UND EIGENHEITEN” AUS ARMENIEN

LADA LAND

Ein “Lada” ist in Armenien so viel mehr als nur ein Auto! Es ist in gewisser Weise auch Maskottchen des Landes. Nirgendwo habe ich bisher eine Automarke so dominant erlebt wie hier. Bei uns in Österreich hätten diese Autos schon längst kein Pickerl mehr bekommen (zu deutsch: nicht durch den TÜV gekommen). Hier jedoch bewältigen diese Autos jede noch so schlechte Straße voller Schlaglöcher und lassen sich für wenig Geld wieder und wieder reparieren. Zudem empfanden wir die Ladas als ausgesprochen stylish und sind uns sicher, dass sie in einigen Jahren als Oldtimer plötzlich ein Vielfaches wert sein werden.

Ladas als armenische Nationalautos
Das ist das armenische Lada Land!

Grüni in einem weißen Lada
Spritztour gefällig?

Dass die Straßen des Landes wohl das gefährlichste Pflaster in Bezug auf die Sicherheit sind, mussten wir schon in den ersten zwei Tagen feststellen. Zwei Tage, zwei furchtbare Unfälle, bei denen Autos am Dach lagen! Wir wollten uns nicht ausmalen, was mit den Insassen passiert war. Auch bei den Maschrutkas, den Minibussen und unserem Fortbewegungsmittel der Wahl, war es mehr Regel als Ausnahme, dass die Frontscheibe total zersprungen war.

Aber… das dreimalige Bekreuzigen der Armenier beim Ein- und Aussteigen des Autos sowie beim Vorbeifahren an Kirche, Brücke oder Tunnel scheint zu wirken! Und auch wir wurden zum Glück von Unfällen verschont!

OUR ARMENIAN MAMA

Von der ausgesprochen großen Herzlichkeit und Gastfreundschaft des armenischen Volkes hatten wir im Vorfeld gehört. Bei mir wurden Erinnerungen an den Iran wach (diesem Reiseland habe ich hier einen ausführlichen Bericht gewidmet). Natürlich wünschten wir uns solch eine authentische Erfahrung während unserer Reise! Doch so etwas kann man bekanntlich nicht suchen, das muss einen finden… So geschah es dann tatsächlich in unserem Homestay in Goris. Marietta, unsere armenische Mama, küsste uns zur Begrüßung, herzte uns fortwährend und verköstigte uns gleich mit selbst gebackenem (zuckersüßem!!) Kuchen und wärmendem Bergkräutertee. Alles homemade, wie sie immer wieder betonte! Eines Abends besuchte sie mit uns die Lavash-Bäckerei, um frisches Brot zu kaufen.

Bäckerinnen beim Brot backen
In der Lavash-Bäckerei

Everything is homemade

Den Frühstückstisch deckte Marietta reich(haltig) mit Brot, Käse, Eiern, Kuchen und mehr. Meine Frage nach Gemüse verstand sie anfangs nicht wirklich und stellte mir dann eine ganze Box an frischen Kräutern aus dem Garten hin. Hier sieht man, wo der Fokus der Küche liegt ;-). Als neugierige Nase und Schleckermäulchen durfte ich auch ihre geheime Vorratskammer besuchen. Im Keller hortete sie allerlei „homemade“ Produkte – vom Kompott über eingelegtes Gemüse, Kartoffeln, Trockenfrüchte, eigene Butter, Honig, Nüsse, Wein, Essig und und und. Ein paradiesischer Ausflug mit allerlei köstlichen Kostproben für mich!

Armenische Walnüsse in Fruchtsirup
Tschurtschchela – Walnüsse überzogen mit Traubensaft-Kuvertüre

„Come! Eat!“

Am letzten Abend lud sie uns gemeinsam mit zwei weiteren Reisenden zum Abendessen bei sich in der Wohnung ein. Wir halfen dabei, eigenes Zhingalov khats (dünner Brotteig gefüllt mit Kräutern) und süße Baklava zu backen. Anschließend füllte sie unsere Teller wieder und wieder. „Come! Eat!“. Widerstand zwecklos! Dazu mussten wir natürlich auch mit dem selbst gebrannten Maulbeer-Vodka anstoßen! Ein unvergesslicher Abend, an dem wir viel lachten und die armenische Gastfreundschaft hautnah und authentisch miterlebten. Wie wir es uns gewünscht hatten.

Armenische Herzlichkeit bei Marietta
Da haben sich zwei gefunden… Julias Styling designed by Marietta
Weltreisende mit Mama Marietta
Marietta bringt die Welt zusammen und hat ein großes Herz für all ihre „Kinder“
Armenisches Baklava aus Goris
Mariettas‘ homemade Baklava – süß, süßer, armenisch

COUNTRY OF CHRISTIANITY

Armenien gilt als Wiege des Christentums. Die älteste christliche Nation der Welt ist umgeben von islamisch geprägten Ländern. Dies war bzw. ist auch heute noch Grund für einige Konflikte des Landes mit seinen Nachbarstaaten Aserbaidschan und Türkei.

Religion wird in Armenien groß geschrieben. Dies spiegelt sich auch in der Vielfalt an religiösen Stätten wider. Der Ararat, der „Hausberg“ von Yerevan, ist den Armeniern heilig, obwohl er auf türkischem Boden liegt. Der Legende nach soll hier die Arche Noah gestrandet sein. Kurzerhand tauften wir Armenien „Land der Kirchen und Klöster“. Schließlich fühlten sich unsere Tage teilweise an wie eine geführte Kulturreise für Senioren, bei der die Besichtigung von Klöstern die Reiseroute sowie den Tagesablauf bestimmte. Zugegebenermaßen sahen mit der Zeit alle Klöster gewissermaßen ähnlich aus. Doch die Lage und Umgebung machte jeden dieser Orte einzigartig. Und jedes Mal aufs Neue waren wir verzaubert von der atemberaubenden Schönheit!

Kloster Sevanavank in Armenien
Sevanavank – Kirche über dem Sevansee thronend
Klosteranlage Tatev in Armenien
Klosteranlage Tatev

Autoschlange am Weg zum Kloster Noravank
Ein typischer Sonntag in Armenien – Stau am Weg zur Kirche

FROM AUTUMN TO SPRING

Während wir in Australien noch Ostern im Herbst feierten und sich dort die Blätter rot und gelb verfärbten, erlebten wir in Armenien den Beginn des Frühlings. Der Flieder duftete wie zu Hause, die Apfelblüten blühten in voller Pracht und der Mohn verzauberte die Wiesen in einen bunten Teppich!

Ob die fehlende Energie jedoch, die wir allmählich bemerkten, am Jetlag, der Frühjahrsmüdigkeit oder den vielen Monaten auf Reisen lag, wissen wir nicht. Wir vermuten aber, es ist eine Mischung aus all dem. So passten wir unser Programm entsprechend an:

  • Tageswanderungen wechselten wir mit gemütlichem Erholungsphasen ab
  • Kochten lieber selber für ein „Gefühl wie zu Hause“ als essen zu gehen
  • Sagten wir gerne ja, als mehrmals armenische Autos anhielten, um uns mitzunehmen! So konnten wir auch noch unser armenisches „Autostop“-Erlebnis verbuchen

Eine der wesentlichsten Erkenntnisse unserer Reise war also:

Zwischen Abenteuern brauchen wir Verdauungspausen!

Der Frühling ist schon etwas Wunderschönes. Wobei wir gute Gründe haben, das nächste Mal eher im Herbst wieder zu kommen:

Julia: all die frischen Früchte, die es von den Obstbäumen zu ernten gibt! Paradies auf Erden!

Grüni: kein Schnee auf den Berggipfeln, damit eine Besteigung der höchsten Berge auch möglich ist!

Apfelblüte in Garni
Frühlingsblüten in Armenien

Blick auf den schneebedeckten Berg Ararat
Blick auf den heiligen Berg Ararat

Nach zehn abwechslungsreichen Tagen „Zeitreise in Armenien“, vielen Wanderungen, Klosterbesuchen und Kindheitserinnerungen „wie bei Oma am Land“ ging es für uns aus Yerevan mit dem Nachtzug nach Georgien, in das letzte Land unserer Reise…

Fahrt mit der Wings of TAtev Seilbahn
Auf der längsten frei schwebenden Seilbahn der Welt geht es nach Tatev

Wanderung bei Tatev durch alte Ruinen
Auf Erkundungstour durch alte verlassene Festungen

Wanderung in Goris
Der Weg ist das Ziel – Hauptsache bergauf!
Wanderung durch die Höhlenwohnungen in Goris
Die Berge gehören uns – Nachmittagswanderung in Old Goris
Morgensport vor dem Sonntagsfrühstück
Morgensport vor dem Sonntagsfrühstück

Sonntagsfrühstück in Yeghegnadzor
… oder so …
Brückenüberquerung bei Tatev
„Über jedes Bacherl geht a Brückerl“
Armenische Frauen in traditioneller Tracht
Armenische Frauen in traditioneller Tracht
Gravur in alten Klostersteinen
Alte Steine im Kloster Sevanavank
Klosteranlage Noravank in Armenien
Lieblingsplatz: Kloster Noravank
Säule in armenischem Kloster
Leon on me
Julia beim Eingang ins Kloster Sevanavank
Kurz vor der Erleuchtung?


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